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Mathias Weske - Meine Zeit als EMISA Sprecher (2006 - 2012)

Mathias Weske, Hasso-Plattner-Institut, Potsdam

Der Berichtszeitraum beginnt mit der Wahl des neuen Leitungsgremiums auf dem Fachgruppentreffen EMISA 2006 in Hamburg. Mit einigen wenigen Änderungen im Team erreichten wir eine gute Balance zwischen Kontinuität und „frischem Wind“. Hinzu kamen Andreas Gadatsch, Dominik Kuropka und Stefanie Rinderle-Ma; Gottfried Vossen kehrte nach einer Auszeit von einer Amtsperiode in das Leitungsgremium zurück.

Nach der Wahl setzte sich das neue Leitungsgremium zum Ziel, mehr über die Erwartungen und Wünsche der EMISA-Mitglieder zu erfahren. Dazu wurde ein Online-Survey mit mehr als zwanzig Fragen entworfen und in einem Webportal umgesetzt. Die Mitglieder der Fachgruppe wurden eingeladen, den Survey auszufüllen. Als Belohnung wurde unter den Teilnehmern ein iPod Touch verlost; insgesamt erreichten wir einen Rücklauf von 119 Fragebögen mit durchweg interessanten Antworten.

Bei der inhaltlichen Ausrichtung bildeten traditionelle EMISA-Themen wie Architekturen und Spezifikationen von Informationssystemen weiterhin den Schwerpunkt, aber auch aktuelle Entwicklungen wie Business  Process Management, Service-orientierte Architekturen und Web 2.0 fanden große Beachtung. Es wurden aber auch eher fachliche Ansätze wie Business-IT-Alignment oder Referenzarchitekturen genannt. Es freut mich zu sehen, dass fast dreiviertel der EMISA-Mitglieder (betrachten wir die Umfrageergebnisse als repräsentativ!) das EMISA FORUM häufig oder sogar fast immer lesen! Dieses Sonderheft enthält eine Aufbereitung der Umfrageergebnisse, die hier und dort durchaus zum Schmunzeln einlädt.

Die bei der Umfrage genannten Themen sind recht gut im Leitungsgremium vertreten, vor allem die Prozessthemen. Um auch die anwendungsbezogenen Themen voranzutreiben, haben wir die Tradition der gemeinsamen Fachgruppentreffen mit der GI Fachgruppe MobIS wieder aufleben lassen. Im Herbst 2007 fand daher unter der – sehr treffenden – Bezeichnung „Enterprise Modeling and Information Systems Architectures“ und deren – noch treffenderen – Abkürzung EMISA ein kombiniertes Fachgruppentreffen von EMISA und MobIS in St. Goar am Rhein statt. Viele werden sich gern an die tolle Lokation Burg Rheinfels oberhalb des nebligen Rheintals sowie an die spannenden Vorträge, Diskussionen und Gespräche erinnern.

Zu den bereits seit längerem bestehenden assoziierten Arbeitskreisen – hier sei insbesondere der sehr aktive Arbeitskreis „Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten“ genannt – kamen neue EMISA-Arbeitskreise hinzu. Der Arbeitskreis „Entwicklung agiler, prozess-orientierter Informationssysteme“ adressiert einen Kernaspekt beim Entwurf von Informationssystemen: Flexibilität. Das Thema wurde bereits seit vielen Jahren aus akademischem Blickwinkel bearbeitet; trotzdem beobachten wir erst seit kurzem ein wachsendes Interesse der Praktiker an diesem Thema. Warum? Weil man die komplexen und wechselnden Anforderungen an heutige Informationssysteme nur mit angemessen modellierten, analysierten und realisierten Prozessen in den Griff bekommen kann. Der Arbeitskreis „Entwicklung digitaler Bibliotheken“ rundet das Arbeitskreis-Angebot der EMISA ab.

Ein wahres Hype-Thema ist seit einigen Jahren Web 2.0. Im Vordergrund stehen Plattformen, auf denen Anwender gern, häufig und aus freien Stücken ihre Beiträge einstellen. Auf diese Weise verbessert sich die Plattform – aus Sicht des Betreibers – quasi automatisch. Weil dies bei Sozialen Netzwerken, Online-Shops und beispielsweise Online-Auktionshäusern sehr gut funktioniert, ziehen heute auch Firmen entsprechende Ansätze in Betracht, um die interne Kommunikation zu verbessern und mehr Kundennähe zu erzeugen. Um diese Fragen zu diskutieren, stand das EMISA-Fachgruppentreffen 2008 in St. Augustin unter dem Titel „Auswirkungen des Web 2.0 auf Dienste und Prozesse“. Ein buntes Programm, mit Vortragenden von Universität bis Großkonzern hat Potenziale aufgezeigt, aber auch ein gewisses Maß an Vorsicht bei der praktischen Anwendung von Web 2.0-Technologien in Unternehmensanwendungen erkennen lassen.

Die Arbeit der EMISA wird immer auch von dem Leitungsgremium geprägt. Sehr schöne Synergien konnte die EMISA durch die gemeinsame Ausrichtung des EMISA-Fachgruppentreffens 2009 mit einer bekannten internationalen Konferenz gewinnen. Das Fachgruppentreffen fand am Rande der BPM’2009 in Ulm statt. Gleichzeitig wurde es – wie bereits 2007 – gemeinsam mit der Fachgruppe MobIS durchgeführt. Die Tagungen wurden unter anderem durch einen gemeinsamen Keynote-Vortrag eng miteinander verzahnt. Das Prozess-Thema wurde umfassend und komplementär angegangen, von der BPM akademisch-theoretisch, von der EMISA fundiert-pragmatisch.

Ich hatte oben bereits das positive Feedback der Mitglieder zum EMISA-FORUM erwähnt. Es wird nun bereits seit vielen Jahren in schöner Regelmäßigkeit publiziert und trägt zur Identität der EMISA maßgeblich bei. Neben den Berichten aus der Fachgruppe sowie wissenschaftlichen Beiträgen gibt es eine BPM-Kolumne, in der Neuigkeiten zum Thema Prozessmanagement vorgestellt werden. Besonders erwähnen möchte ich die Kolumne „Für Sie gesurft“ von Gottfried Vossen, die im Sommerheft 2009 bereits zum zwanzigsten Mal erschien! Die Hinweise auf interessante Webseiten sind nicht nur bei der Erstlektüre spannend, sondern auch, wenn man zurückblickt! Über die Jahre hinweg hat Gottfried Vossen mit seinen Beiträgen spannendes Material zur Evolution des Web für uns zusammengetragen – wir freuen uns auf noch viele weitere Ausgaben von „Für Sie gesurft“!

Vor wenigen Wochen fand die EMISA 2010 in Karlsruhe statt. Anlässlich des EMISA-Geburtstages hatte Andreas Oberweis die ehemaligen EMISA-Sprecher eingeladen. Dass fast alle Ehemaligen dem Ruf gefolgt sind, zeigt sehr beeindruckend die Verbundenheit mit der EMISA über teilweise mehrere Dekaden! Ich möchte mich im Namen der EMISA ganz herzlich bei Heinrich C. Mayr, Georg Lausen, Helmut Thoma und Gottfried Vossen für Ihr Kommen sowie bei Andreas Oberweis und seinem Team für die Organisation bedanken. Mein Dank gilt schließlich auch Peter Lockemann, der der EMISA in seinem Keynote-Vortrag eine Reihe von Hausaufgaben mit auf den Weg gab, die wir uns in der nächsten Zeit vornehmen werden; näheres dazu finden Sie im kommenden regulären EMISA FORUM, das die zweiten 30 Jahre der GI Fachgruppe EMISA einläuten wird.